Der Betrug
Glaube ohne Werke? Ewiges Leben ohne Buße?

In unserer Kultur hört man von vielen Christen, dass man nur durch den Glauben an Jesus, dessen Name wörtlich „Retter“ bedeutet, von der ewigen Strafe gerettet werde und ewiges Leben erhalte. Dieser Glaube habe aber nichts mit Taten zu tun bzw. erhalte man auch dann ewiges Leben, wenn man überhaupt gar nichts dafür tut.
Dies ist jedoch eine Fehlinterpretation von einigen Aussagen des Apostels Paulus. Tatsächlich hat Paulus mehrfach in seinen Briefen geschrieben, dass man „ohne Gesetzeswerke gerechtfertigt wird“. Gemeint hat er damit aber nicht, dass man das ewige Leben völlig unabhängig vom eigenen Verhalten erhält. Vielmehr reagierte Paulus mit dieser Aussage auf ein großes Problem unter den ersten Christen. Neben den Juden, die Jesus als den Christus erkannten, gab es auch solche, die ihre bösen Taten nicht eingestehen wollten und trotzdem weiterhin als hohe geistliche Autoritäten gelten wollten, zumal dies ja auch mit gewissen Privilegien verbunden war. Da sie nun viele der Mitglieder ihrer Gemeinschaft an die Christen verloren, versuchten sie ihren Einfluss zurückzugewinnen. Zum einen versuchten sie die Apostel zu vertreiben und zu töten, die die Botschaft überall ausbreiteten.
Aber diese vermeintlich geistlichen Führer hatten noch eine andere wichtige Methode. Sie versuchten den oft noch nicht so gefestigten Christen einzureden, dass sie noch nicht zum Volk Gottes dazugehörten und dass ihre Sünden noch nicht vergeben waren. Eines der Hauptargumente, auf das sie verwiesen, betraf den Opferdienst im Jerusalemer Tempel, der von Mose angeordnet worden war. Mose selbst hatte gelehrt, dass die Tieropfer, die dort dargebracht wurden, dazu dienten, um Vergebung für böse Taten zu erwirken. Die betrügerischen vermeintlichen Theologen behaupteten nun, dass nach wie vor keine Vergebung möglich wäre, ohne dass man an diesem Opferdienst teilnähme. Erst wenn man in die Gemeinschaft Israels aufgenommen wurde, indem man sich – als Mann – beschneiden ließ, würde man durch den Opferdienst im Tempel gerechtfertigt. Außerdem musste man gemäß dieser Lehre auch alle Speise-, Hygiene-, Gesundheits-, Opfer-, Abgabe- sowie Fest- und Feiertagsbestimmungen einhalten, die Gott dem israelitischen Volk durch Mose übermittelt hatte, damit man nicht wieder von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen wurde.
Wenn Paulus sagt, dass die Menschen ohne Gesetzeswerke gerechtfertigt werden, dann meint er damit, dass man die Vergebung der Sünden erhält, ohne dass man sich der Gemeinschaft Israels anschließt, ohne dass man am Opferdienst im Tempel teilhat und ohne dass man sich allen Bestimmungen dieser Gemeinschaft unterwirft.
Paulus hat aber niemals gelehrt, dass man sich nicht von einem schmutzigen, gierigen und bösen Lebensstil abwenden muss, um die Vergebung der Sünden zu erhalten, oder dass man keine guten Werke tun muss oder dass man sich nicht anstrengen muss, um das ewige Leben zu erhalten. So hat er sehr oft Dinge aufgezählt, die man nicht dauerhaft im eigenen Leben zulassen kann, wenn man das ewige Leben erhalten will:
„Was die menschliche Natur hervorbringt, ist offensichtlich: sexuelle Unmoral, Unsittlichkeit und Ausschweifung, Götzendienst und Zauberei, Feindseligkeit, Streit und Eifersucht, Zornausbrüche, Intrigen, Zwistigkeiten und Spaltungen, Neidereien, Sauforgien, Fressgelage und ähnliche Dinge. Ich warne euch, wie ich das schon früher getan habe: Wer so lebt, wird in Gottes Reich keinen Platz haben.“ (Gal 5:19-21, Neܲ)
„Wisst ihr denn nicht, dass ungerechte Menschen keinen Platz im Reich Gottes haben werden? Täuscht euch nicht: Menschen, die in sexueller Unmoral leben, Götzen anbeten oder die Ehe brechen, Lustknaben und Knabenschänder, Diebe oder Habsüchtige, Trinker, Lästerer oder Räuber werden keinen Platz im Reich Gottes haben. Und das sind manche von euch gewesen.“ (1. Kor 6:9-11, Neܲ)
„Denn ihr müsst wissen, dass keiner von denen, die in sexueller Unmoral leben, ein ausschweifendes Leben führen oder von Habgier erfüllt sind – einer Form von Götzendienst -, einen Platz im ewigen Reich von Christus und Gott haben wird. Lasst euch von niemand einreden, dass das alles harmlos sei! Denn gerade wegen dieser Dinge ziehen sich die ungehorsamen Menschen den Zorn Gottes zu.“ (Eph 5:5-6, Neܲ)
Die Bedeutung der Buße
Man könnte auch sagen, Paulus hat genauso wie auch die anderen Apostel und wie Jesus und wie alle Propheten gelehrt, dass man Buße tun muss, um ewiges Leben zu erhalten und um nicht von Gott für all das Böse bestraft zu werden, was man getan hat. Was Buße heißt, kann man am besten bei den Propheten im Alten Testament nachlesen, nämlich schlichtweg mit seinen bösen Taten aufzuhören:
„Und wenn ihr betet mit ausgebreiteten Händen, verhülle ich meine Augen vor euch. Auch wenn ihr mich noch so mit Bitten bestürmt, höre ich nicht, denn eure Hände sind voll Blut. Wascht und reinigt euch! Schafft mir eure bösen Taten aus dem Weg! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt Gutes zu tun und fragt nach dem, was richtig ist.“ (Jesaja 1:15-17a, Neܲ)
„So spricht Jahwe, der allmächtige Gott Israels: ‚Ändert euer Leben und Tun! Nur dann lasse ich euch an diesem Ort bleiben. (….) Ihr stehlt und mordet, ihr brecht die Ehe, schwört Meineide, bringt dem Baal Rauchopfer und lauft anderen Göttern nach, die euch gar nichts angehen! Und dann kommt ihr her und tretet in diesem Haus vor mich hin – in diesem Haus, das meinen Namen trägt – und sagt: ‚Wir sind doch gerettet!‘, um dann weiter all diese Gräuel zu verüben.“ (Jer 7:3, 9b-10, Neܲ)
Auch Johannes der Täufer hat mit einem sehr eindringlichen Bild bestätigt, dass Buße bedeutet das Leben zu ändern und sich von seinen bösen Taten abzuwenden: Genauso wie man nützliche Bäume an guten Früchten erkennen kann, kann man gute Menschen an den Auswirkungen der Buße erkennen. Wer keine „Früchte der Buße“ hervorbringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden. (vgl. Matth 3:10) Viele meinen, dass dies doch noch zum Alten Testament gehöre und dass das Evangelium gerade darin besteht, dass man nichts tun muss, um mit Gott im Reinen zu sein. Aber auch Jesus hat in seiner bekanntesten Rede genau dieselben Worte benutzt wie Johannes der Täufer: „Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Matth 7:19, Neܲ)
Auch nach Jesus‘ Auferstehung hat Paulus diese Lehre fortgesetzt: „Daher, König Agrippa, war ich nicht ungehorsam der himmlischen Erscheinung, sondern verkündigte denen in Damaskus zuerst und in Jerusalem und in der ganzen Landschaft von Judäa und den Nationen, Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren, indem sie der Buße würdige Werke vollbrächten.“ (Apg 26:20, Elbܳ)
Auch Luther hat dies zumindest vorerst gelehrt. In der allerersten der 95 Thesen heißt es: „Als unser Herr und Lehrer Jesus Christus sprach, dass wir Buße tun sollen, wollte er damit sagen, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein solle.“
Wer also ewiges Leben erhalten will, der muss Buße tun bzw. sich von seinen bösen Taten abwenden und darf sich nicht wieder dauerhaft in böse Taten verstricken.
Aus Werken gerecht
Wer immer noch nicht glauben kann, dass so viele geistlichen Leiter in unserer Kultur irren, wenn sie insbesondere Paulus in den Mund legen, dass man keine guten Taten tun muss, um gerettet zu werden, oder nichts für Gott leisten muss, sondern eben nur „glauben“ muss, für den sei hier noch einmal der Jakobusbrief zitiert: „Ihr seht also, dass ein Mensch durch seine Taten gerecht gesprochen wird und nicht durch Glauben allein.“ (Jak 3:24, Neܲ)
Wenn Paulus von Glauben redet, dann meint er stets damit auch die im Verhalten sichtbare Treue zu Gott. Das Wort „Glauben“ ist in der Ursprache des Neuen Testaments, dem Alt-Griechischen, dasselbe Wort wie das Wort Treue. In vielen Bibeln wird es an der einer Stelle mit Glauben und an der anderen mit Treue übersetzt. Von einem treulosen Glauben, einem Glauben ohne gute Taten und ohne Abwendung vom Bösen hat Paulus nie geredet.
Gerade aber die Lehre von diesem Glauben ohne Treue bzw. vom Evangelium ohne Buße ist in unserer Kultur sehr weit verbreitet und zwar vor allem in den evangelischen Landeskirchen. Mit Paulus kann man nur sagen: „Lasst euch von niemand einreden, dass das alles harmlos sei.“ (Eph 5:6a, Neܲ)
Auch wenn Sie sich von Ihren bösen Taten abgewandt haben und sich treu an Gottes Gebote halten, sind Sie in großer Gefahr, solange Sie in einer evangelischen Landeskirche bleiben. Die Gründe erfahren Sie im Abschnitt Die Gefahr.
²NeÜ: NeÜ bibel.heute, Karl-Heinz Vanheiden, 2010, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 2017
³ElbÜ: Die Bibel, Elberfelder Übersetzung, R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 1985/1991, 9. Aufl. der Standardausgabe 2003
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